232. Zion klagt mit Angst und Schmerzen

1 Zion klagt mit Angst und Schmerzen,
Zion, Gottes werthe Stadt,
die er trägt in seinem Herzen,
die er ihm erwählet hat.
Ach, spricht sie, wie hat mein Gott
mich verlassen in der Noth,
und läßt mich so harte pressen!
Meiner hat er ganz vergessen.

2 Der, Gott, der mir hat versprochen
seinen Beistand jederzeit,
der läßt sich vergebens suchen
jetzt in meiner Traurigkeit.
Ach will er denn für und für
so gar grausam zürnen mir?
Kann und will er sich der Armen
jetzt nicht, wie vorhin, erbarmen?

3 Zion, o du Vielgeliebte,
sprach zu ihr des Herren Mund.
zwar du bist jetzt die Betrübte,
Seel und geist ist dir verwundt:
doch stell alles Trauren ein!
Wo mag eine Mutter sein,
die ihr eigen Kind kann hassen
und aus ihre Sorge lassen?

4 Ja, wenn man auch solte finden
einen solchen Muttersinn,
da die Liebe kann verschwinden:
so bleib ich doch, der ich bin.
Meine Treu bleibt gegen dir,
Zion, o du meine Zier;
mein Herz hast du mir besessen:
deiner kann ich nicht vergessen.

5 Laß dich nicht den Satan blenden,
der sonst nichts als schrecken kann,
siehe, hier in meinen Händen
hab ich dich geschrieben an,
Wie mag es denn anders sein?
Ich muß ja gedenken dein;
deine Mauren will ich bauen
und dich fort und fort anschauen.

6 Du bist mir stets für den Augen:
du liegst mir in meine Schooß,
wie die Kindlein, die noch saugen,
meine Treu zu dir ist groß;
dich und mich kann keine Zeit,
keine Noth, Gefahr und Streit,
ja der Satan selbst nicht scheiden:
bleib getreu in allen Leiden!

Text Information
First Line: Zion klagt mit Angst und Schmerzen
Author: Joh. Heermann, 1585-1647
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Die Kirche des Herrn; The Church of the Lord
Notes: Mel. Zion klagt mit Angst und Schmerzen
Tune Information
(No tune information)



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